Die islamische Religion, wie sie in der Offenbarung des Korans im siebten Jahrhundert im heutigen Saudi-Arabien in Mekka und Medina durch den Propheten Muhammad überliefert wurde, knüpft an die abrahamitischen Traditionen an und versteht sich als Ergänzung und Klarstellung. Die Stadt Mekka war damals eine bekannte Handelsmetropole und Pilgerstadt, die auch von christlichen, jüdischen und anderen Religionsanhängern rege besucht wurde.
Das Wort Islam bedeutet auf Arabisch Hingabe oder im religiösen Sinne Gottergebenheit. Somit ist eine muslimische Person eine Gottergebene. Im Koran, der konventionell auf Arabisch aus 604 Seiten besteht, wird dieser Begriff generell für Gläubige gebraucht, zum Beispiel für die Propheten wie Abraham (Koran 3:67, 22:78), oder deren Anhänger, etwa die Jünger Jesu (Koran 3:52, 5:111), um denselben Ursprung, nämlich den einen Gott und Seine Worte zu betonen. Dadurch sollen die Gläubigen aller Religionen näher zusammenrücken und sich nicht spalten (3:64) und dieselbe Basis im Blick behalten (2:62, 5:69).
Die Botschaft des Korans ermutigt die Menschen zu einem selbstkritischen, reflektierten Leben als Vorbereitung auf die Wiederbegegnung mit Gott am Tag des Gerichts, indem verschiedene Stufen der geistigen, emotionalen und spirituellen Entwicklung aufgegriffen werden. Diese sind mit einer gottergebenen Lebensweise der Achtsamkeit (Taqwa), spirituellen Ritualen sowie Ethik und Moral verbunden. Dadurch erstrebt die gläubige Seele unmittelbar auch ein allumfassendes erfülltes Leben im Hier und Jetzt. Der Gottglaube und die Gottesliebe gehen im Koran direkt mit der Menschenliebe bzw. dem Dienst am Menschen Hand in Hand, indem das sinngemässe Gebot für die Gläubigen gilt: Erweise Güte (Ihsân, Husn) an den Mitmenschen, handle rechtschaffen (‘amal sâlih) und sorge für eine selbstlose, gnädige, also eine vom ungesunden Teil des Egos befreite Verbesserung der individuellen, gemeinschaftlichen wie gesellschaftlichen Umstände (zakâh).
Der Islam ist heute vielerorts eng vermischt mit der lokalen Tradition des jeweiligen Landes, was einerseits die mögliche, breite Vielfalt aufzeigt, aber uns auch daran erinnert, zwischen traditioneller Kultur und religiöser Tradition zu unterscheiden. Die beiden grössten Feste Fastenbrechen- oder Zuckerfest (‘Idu-l-fitr) und Opferfest (‘Idu-l-adha) werden im Koran nicht erwähnt, jedoch von fast allen Muslim:innen weltweit gefeiert. Weitere Feste sind jeweils abhängig von den unterschiedlichen muslimischen Glaubensströmungen, von denen es über hundert gibt. Dadurch wohnt der islamischen Religion auch eine Kultur der Ambiguität inne.
